Das Permanent-Portfolio
Das Permanent-Portfolio - Vermögen bilden und sichern
Einfach, sicher und stabil. Dies sind die drei
Grundsätze, nach denen das Permanent-Portfolio aufgebaut ist. Das
Permanent-Portfolio geht auf eine Strategie des liberalen
Aktivisten und Autors Harry Browne zurück. Ziel ist, das Kapital
über eine lebenslange Laufzeit zu mehren und die Ersparnisse zu
sichern.
Über die letzten 40 Jahre erreichte diese Strategie eine Rendite
von jährlich 9.5% (zur Performance siehe auch Abbildung 1 weiter
unten). Der grösste maximale jährliche Verlust belief sich auf 5%
im Jahre 1981. Im Jahre 2008, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise,
verlor das Portfolio 2%. Wir finden, dass dies eine eindrucksvolle
Performance darstellt, zumal die Strategie ziemlich einfach
daherkommt.
Die Grundsätze
Die Grundprämisse des Permanent-Portfolio ist
folgende: die Wirtschaft (lokal, weltweit) pendelt zwischen vier
Grundzuständen:
· Wachstum
· Rezession
· Inflation
· Deflation
Natürlich können diese Zustände auch in Kombination auftreten
(beispielsweise gehen Wachstum und Inflation oft einher).
Für jedes dieser Szenarien gibt es eine vorteilhafte Anlageklasse.
Da Voraussagen über die künftige wirtschaftliche Entwicklung
zumindest sehr schwierig sind, geht die Strategie von einer
gleichen Eintretenswahrscheinlichkeit dieser Zustände aus.
Somit ergibt sich eine einfache Allokation von Anlageklassen, um
die vier Grundzustände einer Volkswirtschaft abzudecken.
· 25% Aktien (Wachstum)
· 25% Obligationen (Deflation)
· 25% Cash (Rezession)
· 25% Gold (Inflation)
Sie kaufen diese Anlagen einmal und halten diese ständig. Scheint
die Strategie auf den ersten Blick sehr simpel, so ist sie dennoch
alles andere als banal. Denn sie reflektiert ein differenziertes
Verständnis der Ökonomie.
Ein passiver Ansatz
Das Permanent-Portfolio verzichtet auf jede Art des
Market-Timing, Ein- und Ausstiegszeitpunkt spielen keine Rolle.
Sie brauchen keine Charts zu analysieren, der Meinung von
Markt-“Experten“ zu folgen oder gar aufwendige Analysen selbst
vorzunehmen. Eine Strategie, die mit der Unsicherheit der Zukunft
umgehen kann und Lösungen für verschiedene Szenarien bereit hält,
dient dem Investor ausgezeichnet.
Das Resultat ist nicht nur ein Portfolio mit geringem Umsatz (was
Ihre Kosten/Courtagen schont), sondern auch eines mit geringer
Volatilität, was eine kleinere Wahrscheinlichkeit von
katastrophalen Verlusten bedeutet und somit Ihren Stress
reduziert.
Warum es funktioniert
Schauen wir uns das ökonomische Umfeld an, um zu
verstehen, wie die Diversifikation funktioniert.
Wachstum: Gut für Aktien
Wachstum beflügelt Aktien, die Ökonomie befeuert alle Zylinder.
Während Perioden (starken) Wachstums sieht man nicht selten
zweistellige Renditen auf den Aktien-Portfolios. Aktien zu
besitzen ist die beste Art, um von der Innovations- und
Ertragskraft von Unternehmen profitieren zu können. Die 80er und
90er Jahre zeigten die ganze Kraft des Aktienmarktes auf, mit
jährlichen Renditen weit über 10%. Ein Investor ohne
Aktienexposure in diesen Jahren verpasste gewaltige Gewinne.
Natürlich kann der Aktienmarkt auch ausgedehnte Perioden mit sehr
mässigen Renditen durchlaufen. Der Crash von 2008 verursachte
einen Einbruch von 40% und löschte somit sämtliche Gewinne des
Jahrzehnts bis dahin aus.
Das Verhalten von Aktien während Inflation ist unklar. Einerseits
bedeutet ein Investment in ein reales Gut, wie es Aktien als
Anteil eines Unternehmens darstellen, einen gewissen Schutz vor
Inflation, vor allem dann, wenn diese „gemässigt“ voranschreitet.
Explodierende Preise und somit auch Zinsen können aber
(vorübergehend) negative Einflüsse auf die Kurse haben (so
geschehen in den 1970er Jahren).
Deflation: Gut für Obligationen
Wir definieren Deflation als eine Situation fallender Preise
einhergehend mit fallenden Marktzinsen. Normalerweise geschieht
dies im Rahmen des Platzens einer kreditgenährten Blase von
Vermögenswerten, wie der Kollaps der Immobilienblase 2008 oder der
Grossen Depression in den 1930er Jahren. Fallende Marktzinsen sind
gut für Qualitätsobligationen mit längeren Laufzeiten. Während in
2008 der Aktienmarkt fast 40% verlor, stiegen langfristige US
Treasury Bonds fast 30%!
Die Achilles-Ferse von Obligationen ist Inflation, einhergehend
mit steigenden Marktzinsen. Dies führt zu einer schwindenden
Kaufkraft und bewirkt fallende Obligationenkurse, da die
Investoren alternative Anlagen (d.h. neue Anlagen in Obligationen
mit höheren Coupons) suchen. Wie Aktien so verloren auch
Obligationen in den kaufkraftzerstörenden 1970er Jahren dramatisch
an Wert. Ein Dollar in den frühen 1970ern war nur noch die Hälfte
wert am Ende des Jahrzehnts. Somit fanden sich Investoren (z.B.
Rentner mit angespartem Kapital), die vom Zinseinkommen auf
Obligationen abhängig waren, in ihrem Lebensstandard heftig
getroffen.
Berechnen Sie selber den Einfluss von Marktzinsveränderungen mit
unserem Obligationenrechner.
Rezession: Gut für Cash
Eine Rezession, im Sinne unseres Permanent-Portfolios, ist eine
Abkühlung der Wirtschaftsleistung, bedingt durch Erhöhungen der
Zinssätze durch Notenbanken, um die Inflation zu bekämpfen. In
einer solchen Situation ist keine Anlageform erfolgreich, aber
Cash resp. liquide Mittel können als Puffer dienen, um die
Situation auszusitzen bis eine Normalisierung der Situation
eintritt. Cash im Portfolio ist nützlich, um nicht Notverkäufe von
Anlagen tätigen zu müssen resp. Notausgaben finanzieren zu können
oder ein Rebalancing des Portfolios vorzunehmen. Auf emotionaler
Ebene ist Cash ein erfolgreicher Diversifizierer: egal was Ihre
anderen Positionen machen, Sie verfügen immer über einen stabilen
Anker, auf den Sie zurückgreifen können.
Wie bei Obligationen und anderen nominalen Werten, so ist auch bei
Cash die Inflation Feind Nummer eins. Die gegenüber Obligationen
geringeren Zinssätze im Geldmarkt folgen meist mit Verzögerung den
Inflationsraten, so dass negative reale Renditen resultieren.
Inflation: Gut für Gold
Gold ist die umstrittenste Anlageform im Permanent-Portfolio.
Leute lieben oder hassen es. Wir lassen uns nicht von solchen
emotionalen Schwingungen leiten. Tatsache ist, dass Gold
eigentlich das ideale Geld ist (zu den Eigenschaften eines Gutes
als Zahlungsmittel siehe hier). Ebenso zeigt die Erfahrung, dass
einen starken Diversifikationseffekt gegenüber den
Inflationsrisiken der anderen Anlageklassen aufweist. Sowohl in
den 1970ern, wie auch in den 2000er Jahren mit ihren
katastrophalen Aktienrenditen, wies Gold grossartige Renditen auf,
mit denen die Verluste auf den übrigen Anlagen ausgeglichen, ja
sogar übertroffen werden konnten.
Die Schwäche von Gold wiederum sind prosperierende Märkte oder
(reale) Hochzinsphasen, in denen Investoren es scheuen wie der
Teufel das Weihwasser. Auch Phasen von Deflation mit steigenden
Geldwerten sind Gift für Gold, da es keine Erträge abwirft.
Die Lektion
Während viele Menschen, v.a. auch professionelle
Anleger, glauben, sie könnten Marktbewegungen voraussehen, zeigt
doch die Realität ein anderes Bild. Wir wissen einfach nicht, was
geschehen wird. Aussagen wie „Gold befindet sich in einer Blase“,
„Aktien sind langfristig die beste Anlageform“ oder „Zinsen können
nicht tiefer sinken“ haben nichts damit zu tun, wie die Märkte
tatsächlich abschneiden werden. Die Wahrheit ist: niemand weiss
es.
Vor dem Hintergrund dieser steten Unsicherheit kümmert sich der
Anleger des Permanent-Portfolios nicht um irgendwelche
Voraussagen, er hat keine Wette laufen auf irgendein Szenario oder
Ereignis; er ist aber bereit für jedes ökonomische Szenario, das
auftreten kann und wird.
Der grosse Bonus ist somit auch, dass er als Anleger eine grosse
innere Ruhe geniessen kann, da der Markt nichts tun kann, auf das
er nicht vorbereitet wäre.
Implementierung
Die Implementierung der Strategie kann von einem
sehr simplen Ansatz bis zu komplexeren Arten reichen. Im
einfachsten Fall können Fonds gekauft werden, die den Ansatz
direkt umsetzen, so z.B. den Permanent-Portfolio Fund (PRPFX), der
seit den frühen 80er Jahren existiert, also einen soliden
Track-Record aufweist oder den Exchange Traded Fund (ETF) von
Global X mit Namen Permanent ETF (PERM). Beide Fonds
implementieren die Strategie auf leicht unterschiedliche Art,
weisen aber solide Performance-Zahlen auf. Ebenso sind die
Gebühren vergleichsweise gering mit einer Expense-Ratio von 0.71%
für den PRPFX resp. 0.48% für den PERM. Beide haben aber den
Nachteil, dass sie nur auf den amerikanischen Markt ausgerichtet
sind. Somit geht man als europäischer Anleger ein entsprechendes
Markt- und Währungsrisiko ein.
Zudem ist man bei einer Fonds-Lösung vom Fonds-Management, dessen
Tätigkeit und Gebühren abhängig.
Es ist ja zudem relative einfach, die Strategie selber umzusetzen
und auch eher auf seinen entsprechenden Heimmarkt auszurichten.
Hauptwährung eines jeden Portfolios sollte die Währung sein, in
der auch die Lebenshaltungskosten anfallen.
Eine einfache Art für einen europäischen Anleger könnte also sein,
25% Prozent in Index-Fonds anzulegen. Als Mischung empfehlen wir
dabei Anlagen in die die Indices SMI, DAX, Euro-Stoxx50,
S&P500, mit Hauptgewichtung (60%) Ihres „Heimindexes“, je
nachdem, wo Sie wohnen.
Weitere 25% legen Sie in Obligationen mit Kurz- bis
mittelfristiger Laufzeit an. Ein kleiner Teil kann auch in
langfristigen Obligationen angelegt werden; diese sollten aber die
Laufzeit von 10 Jahren nicht übersteigen. Darüber wird das
Zinsänderungsrisiko zu gross. Im Moment bevorzugen wir klar
Unternehmens-Obligationen. Staatsobligationen sind zu meiden.
Investieren Sie in Obligationen, die in Ihrer Heimwährung
denominiert sind. Wählen Sie nur erstklassige AAA-Anleihen grosser
Unternehmen und investieren Sie mindestens in 15 verschiedene
Titel.
Cash ist selbstredend. Lagern Sie ihn auf Konten verschiedener
Banken, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Investieren Sie NICHT in
Geldmarktfonds, es lohnt sich nicht. Ev. können Sie mit
Spezialkonten wie Zinsstufen-Sparkonten etc. noch etwas mehr Zins
herausholen. Beachten Sie aber die Rückzugskonditionen. Vergessen
Sie nicht: der Zweck der Liquidität ist es, jederzeit zur
Verfügung zu stehen.
Bei Gold empfehlen wir die Anlage direkt in physisches Gold
(Münzen, Barren). Diese können Sie einfach in einem Bankfach
lagern. Als Alternative dienen auch Exchange Trades Funds (ETF),
bei denen das Gold physisch hinterlegt ist (wichtig!). Wir raten
ab von jeder anderen Art in Gold zu investieren, also NICHT in
Zertifikate, Strukturierte Produkte, Edelmetallkonten, Optionen
etc., da Sie dort überall das Gegenparteienrisiko laufen; auch in
Goldminenaktien würden wir nicht unbedingt investieren
(politische, unternehmerische Risiken).
Investieren Sie also 25% in jede der vier Anlagearten. Steigt eine
Anlageart auf 35% oder mehr, verkaufen Sie und nutzen den Gewinn,
um die unterbewerteten Anlagearten zuzukaufen, bis alle vier
Klassen wieder auf 25% sind. Fällt eine Klasse auf 15% oder
weniger, verkaufen Sie die rentierenden Klassen und nutzen den
Gewinn, um in die 15% wieder aufzustocken.
Auf diese Weise implementieren Sie automatisch ein „Sell-High,
Buy-Low“-Konzept. Sie verkaufen also hoch und kaufen bei tiefen
Kursen.
Risiken und Renditen
Indem Sie Ihre Ersparnisse vier gleiche Teile
aufteilen, errichten Sie automatisch eine Brandmauer gegen
katastrophale Verluste. Beispiel: Mit 25% in Aktien bedeutet
selbst ein katastrophaler Crash von -50% nur einen negativen
Einfluss von -12.5% auf Ihr Gesamtportfolio. Und dies unter der
Voraussetzung, dass Sie auf den anderen Klassen keinen
ausgleichenden Effekt hätten, was aussergewöhnlich wäre. Somit
schützen Sie sich vor dem Eintreten eines sogenannten „Schwarzen
Schwanes“, also Ereignissen, die niemand vorhersieht und mit denen
somit auch niemand rechnet.
Die Strategie erlaubt es Ihnen, sehr volatile Märkte zu
überstehen, da die Diversifikation in unterschiedliche und nicht
korrelierte Anlageklassen die Risiken gegeneinander ausspielt.
Während eine Anlageklasse nicht mehr als 100% verlieren kann
(realistischerweise verliert eine Klasse äusserst selten mehr als
50%, selbst in katastrophalen Crashs), sind Langzeitgewinne von
100%, 200%, ja sogar 300% oder mehr nicht aussergewöhnlich. Somit
wird Ihr Portfolio über tendenziell höher tendieren. Dies
schliesst natürlich kurzfristige Verluste nicht aus. Die
Entwicklung eines Permanent-Portfolio sehen Sie in der folgenden
Abbildung 1.
Abbildung 1
Performance des Permanent-Portfolios: Entwicklung von USD 10'000 von 1972 bis Ende 2011
Ironischerweise stellt das grösste Risiko der
Investor selber dar. Drei der vier Klassen sind nämlich – jede für
sich gesehen - sehr volatil über die Zeit. Dies setzt eine gewisse
Disziplin des Investors voraus, nicht in Panik oder Euphorie zu
verfallen und aktives Portfolio-Management falsche Entscheide zu
treffen (durch die Meinung, man könne plötzlich den Markt
vorhersehen etc.).
Schauen Sie deshalb nie nur auf eine Anlageklasse und ärgern sich
z.B. über grosse Verluste dort. Beachten Sie immer das
Gesamtportfolio und die Allokation der einzelnen Klassen in
diesem.
Wenn eine Klasse um 20% gefallen ist, das Gesamtportfolio aber 8%
gestiegen ist, ist dann der Verlust in der einen Anlageklasse
wirklich massgebend? Nein!
Und da es unmöglich ist, vorherzusagen, welche Anlageklasse in
Zukunft wie rentieren wird, stellen Sie durch Ihr konstantes
Exposure in alle vier sicher, dass Sie immer mindestens einen
Gewinner in Ihrem Portfolio haben, unabhängig von der
weltwirtschaftlichen Entwicklung. Das ist doch eine schöne
Aussicht!